Montag, 12. März 2012

das Ende vom Lied

 
Mitte Januar, also fast ein halbes Jahr nach meinem Unfall, ist die XChallenge tatsächlich doch noch bei mir in Mainz eingetroffen. Geschickterweise war die Transportkiste ganz vorne im LKW, seitlich und hinter der Kiste lagen riesige Stahlträger. Da nützte kein Hubwagen und keine Ladebordwand, wir mussten die Kiste an Ort und Stelle zerlegen und die XC ohne Vorderrad in die Garage tragen. Nun stand sie da, mit einigen Schrammen, aber ohne ernsthafte Defekte. Die Spiegel waren zum Glück an der Sollbruchstelle abgebrochen, zwei neue Schrauben, und sie waren wieder heil. Den verbogenen Navi-Halter von Touratech entsorgte ich gleich im Müll genauso wie die angerostete Vorderradbremse. Zufälligerweise hatte ich nämlich noch eine nagelneue Bremse mit Belägen in der Garage. Den Hinterradbremszylinder, durch Staub und Dreck blockiert, ließ sich BMW mit 130 Euro fürstlich entlohnen. und eine neue Batterie mußte auch her, weil die erst ein gutes Jahr alte BMW-Batterie die 5 Monate ohne Ladung bei unter -30°C nicht überlebt hat.
Das war tatsächlich alles, was zu reparieren war, ich war angenehm überrascht. Natürlich hat die XC mit dem neuen Sturz und dem anschließenden Transport noch einiges an "Patina" dazugewonnen. Der TT-Tank aus Plastik hat jetzt nicht nur Kratzspuren in der jeweiligen Landesfarbe (rot noch aus Südamerika, grau jetzt aus der Mongolei), sondern auch einige Reifenabdrücke von der Ersatzreifen, die einfach nicht runter zu waschen sind. Durch die fast halbjährige Standzeit sind auch einige Schrauben angerostet, obwohl sie meistens im Container stand. Aber die wichtigen Teile sind alle in Schuss und eigentlich ist die XC schon wieder fertig für eine neue Reise.
Beim Entladen des LKWs habe ich noch einmal erfühlt, was die arme XC alles zu schleppen hatte. Die 2 Alu-Kisten wogen jede sicher 25 kg, dazu zwei schwere Packsäcke mit Kleidung, Camping und Ersatzteilen, 2 Ersatzreifen, die riesige Ortlieb-Tasche und nicht zuletzt den 10 kg schweren Rucksack mit der Photoausrüstung! Wahnsinn, das würde ich nie wieder machen. Bis auf ein neues Werkzeugset kam auch tatsächlich alles wieder zurück! Allerdings mußte ich den größten Teil des einen Alu-Koffer-Inhalts entsorgen, da dieser durch den Sturz undicht geworden war und auf dem langen LKW-Transport von Khovd nach Ulan-Bator mehrere Liter Wasser den Weg ins Innere fanden. Kocher, Werkzeug, Bücher und Karten waren entweder aufgequollen oder verrostet.

Durch die Kälte im Februar verschob sich die Reparatur bis Anfang März. Den durch den Unfall nicht genommenen Urlaub hatte ich schon im Herbst auf einer Reise nach Uganda nachgeholt. Kein Motorradanzug, kein Helm, eine Tasche als Gepäck, und eine Bridgekamera statt vielen
Objektiven, das hatte etwas Befreiendes. So entschloß ich mich, die XC zum Verkauf anzubieten.  Kaum zu glauben, nach knapp 2 Stunden musste ich die Anzeige schon wieder rausnehmen, es hatten sich schon mehrere Interessenten gefunden, die die XC haben wollten. Da bei mir ein Wort noch gilt, bekam der Erste den Zuschlag, der sie wollte. Vorsichtshalber lass ich mir aber doch noch eine Anzahlung geben, denn in Zeiten des anonymen Internets ist es durchaus üblich, morgen nichts mehr von dem zu wissen, was man gestern gesagt hat. Es scheint, als käme sie in artgerechte Haltung, der Käufer ist nicht nur häufig im 650X-Forum, sondern spielt mit seinen Einzylindern auch gerne im Matsch. Ich wünsche ihm jedenfalls viel Spass.

Da ich dieses Jahr mehrere kürzere Reisen mit Ulli geplant habe, stellt sich die Frage nach der Art des Reisens erst mal gar nicht. Für das nächste Jahr allerdings spuken mir schon verschiedene Ideen im Kopf herum: Radtour in Südamerika, Trekking in Nepal, oder doch noch einmal nach Afrika, z.B. Äthiopien oder Sambia. Ein wenig hängt das auch von meiner zukünftigen Arbeitssituation ab, es werden gerade massiv Stellen abgebaut. Reisen aber bleibt ein Hobby von mir, egal ob mit Moped, Auto, Rad oder Rucksack. Ich hatte schon öfters kein Motorrad mehr, und immer habe ich mir dann doch wieder eines gekauft. Schaun wir mal .....

Dienstag, 30. August 2011

Abgesang

irgendwie musste die Platte ja rein
Nach Operation und zahlreichen Arztbesuchen bin ich inzwischen wieder auf der Arbeit. Die Metallplatte in der Schulter soll noch 1 1/2 Jahre dort bleiben und behindert mich ganz schön. Über die Waagrechte darf ich meinen linken Arm sowieso nicht heben. Die Rippen werden jeden Tag besser, selbst Lachen und Husten tut nicht mehr so weh wie noch vor einigen Wochen. Etwas Sorgen macht mir nur der Drehschwindel, der mich sehr oft nach bestimmten Kopfbewegungen befällt, z.B. wenn ich den Kopf nach hinten lege, um ein Gebäude zu betrachten, oder nach dem Flachliegen ganz allgemein. Der Arzt spricht von Kristallen im Gleichgewichtsorgan, die sich möglicherweise durch den Sturz gelöst haben, und der durch sie ausgelöste Reiz kann vom Gehirn nicht verarbeitet werden, was diesen Schwindel auslöst. Tauchen oder Klettern oder auf eine Leiter steigen ist damit unmöglich, und ich hoffe, dass dieser Lagerungsschwindel bald abklingt. Morgen bin ich beim HNO deshalb.

Neben dem gesundheitlichen Aspekt gibt es auch einen finanziellen. 8 Visa, von denen ich nur eines gebraucht habe, neben dem Hin- nun auch noch den teureren Rück-Transport vom Moped, diverse Ausgaben für den Transport und den Rückflug, das alles ist zwar ärgerlich, aber zu verschmerzen, zumal der ADAC - so hoffe ich - zumindest die Flüge zurück nach Deutschland bezahlt, war ich doch bei ihm krankenversichert. Das Moped ist bis auf die Spiegel und das GPS ganz geblieben, so wenigstens habe ich es in Erinnerung.
Schlechter fällt die Bilanz aus psychischer Sicht aus. Fast 1 Jahr Vorbereitung war für die Katz, mein Zutrauen in das Moped und meine Fahrkünste für zukünftige Reisen ist gegen Null gesunken.Und in Hartmut's Blog konnte ich jeden zweiten Tag nachlesen, was ich denn nun versäumt hatte. Zudem ist ein großer Traum plötzlich ausgeträumt, und es ist mir in der Zwischenzeit noch nicht gelungen, dafür einen Ersatz zu finden. Passend dazu der Song von Pink Floyd im YouTube-Fenster.

Tröstlich finde ich den Gedanken, dass im Grunde diese Reise nicht geeignet war, wirklich tiefer in eines der fremden Länder einzusteigen. Es ging hauptsächlich darum, von A nach B zu kommen, es gemacht zu haben, anzukommen, aber es gab keine Zeit zum Verweilen, zum Kennenlernen der Einheimischen, für Umwege oder Zufallsbekanntschaften außerhalb der Traveller-Gemeinde. Deshalb waren auch die andern Reisenden das Interessanteste. Hartmut in seinem Blog: "Aber der Gag ist ja, dass wir Leute wie Resi hier am laufenden Band treffen, und das ist es, warum wir das alles machen und gut finden und irgendwie auch nie allein sind... ".
Sicher wäre ich genauso stolz und zufrieden gewesen wie Hartmut, auch wenn ich nur einen Teil seiner Reise mitgemacht hätte, aber ich glaube, dass ich mir so manches Land gerne später noch ein zweites Mal mit mehr Muße und Zeit hätte ansehen wollen. Das versöhnt mich auch ein wenig, weil ich nicht das Gefühl habe, wirklich alles verpasst zu haben.

Das Reisen  wird weiter ein wichtiger Lebensinhalt bleiben, aber in welcher Form, das weiß ich nicht. Die letzten 3 Reisen mit dem Motorrad brachten mich nur einmal ans Ziel, vielleicht ist das einfach nicht die für mich geeignete Art des Reisens. Ein Geländewagen mit Reiseausstattung würde mir schon gefallen, aber was mache ich mit dem , wenn ich nicht unterwegs bin? Reisen mit dem Fahrrad oder ganz wie früher mit Rucksack und öffentlichen Verkehrsmitteln, das könnte auch etwas für mich sein. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Von meiner kompletten Photoausrüstung habe ich mich schon mal getrennt. Fast 10 kg Gewicht für etwas bessere Qualität, das muss nicht sein. Und das Gewicht wiegt auf dem Motorrad doppelt so viel, mit dem Rucksack kann man so eine Ausrüstung überhaupt nicht mehr schleppen. Vor der nächsten Reise hole ich mir eine kleine Kamera für die Hosentasche mit großem Zoombereich, die tut es auch. Mein Chef legt Wert darauf, dass ich den Urlaub noch dieses Jahr mache. Im November habe ich Zeit dafür, nur noch keine Ideen. Äthiopien, mit dem Rad nach Sizilien, Thailand ? Es wird sicher davon abhängen, wie sich mein Schwindelgefühl entwickelt. Am kommenden Sonntag wäre ich normalerweise nach Hause gekommen, schade, es sollte nicht sein. Nach 5 Wochen schaue ich aber jetzt schon wieder nach vorne und freue mich auf meine nächste Reise.
  

Samstag, 27. August 2011

Heimflug

Ulan Bator, 29.07.2011

Nachdem am Flughafen selbst keine Tickets zu kaufen waren, musste ich am ersten Tag in UB erst mal einen Flug organisieren , wegen der erforderlichen Untersuchung für die ADAC-Auslandskrankenversicherung noch mal ein Krankenhaus aufsuchen, und konnte daher erst nach 2 Tagen mit Aeroflot nach Hause fliegen.
Der Check in der SOS Medica Klinik  ergab neben dem Schlüsselbeinbruch noch 3 Rippenbrüche, so dass ich die erforderliche Flugtauglichkeitsbescheinigung nur mit der Auflage bekam, mindestens Business Class oder höher zu fliegen. Ich bekam einen viel zu eng geschnürten Rucksackverband angelegt, und dann ging es weiter zu Aeroflot, wo mir ein deutsch sprechender Angestellter den Upgrade buchte. Nach 4 Stunden Taxifahren war ich durch den viel zu engen Verband total wund und froh, als mir Jochen , ein deutscher Motorradfahrer, den Verband lockerte. So nebenbei erzählte er mir, dass seine Frau am selben Morgen ihren Rückflug nach Deutschland verfallen hatte lassen, weil sie ihn nun kurzfristig auf dem Motorrad bis zum Baikal-See begleiten wollte. Schade, hätte ich das gewußt, hätte ich auch noch einen Tag früher fliegen können.
Über Moskau ging es bei Champagner und gutem Essen nach Hause, und wenn ich nicht gerade schlief, hatte ich mit der Leiterin des Goethe-Instituts in Ulan Bator und einem deutschen Geschäftsmann nette Gesprächspartner. Meine Kinder Mareike und Benjamin warteten schon mit 2 Enkeln am Flughafen, um mich gleich ins Krankenhaus zur Untersuchung zu fahren. Meine Freundin Ulrike war ja zu dieser Zeit noch in Namibia. Montags sollte ich zu den ganzen Voruntersuchungen kommen, Dienstag sollte ich operiert werden.
So war ich denn genau 2 Wochen nach meinem Abflug ungewollt von meinem kurzen Abstecher nach Osten wieder zurück. Die Schmerzmittel sorgten allerdings dafür, dass ich gar nicht groß darüber nachdenken musste. Einfach wieder daheim zu sein in geordneten Verhältnissen, das fand ich jedenfalls erst mal gut.

Freitag, 26. August 2011

tschüs,Hartmut!

Khovd, 27.Juli.2011

Die Nacht im Hotel war furchtbar; nicht nur, dass ich mit meinen gebrochenen Rippen keine Lage zum Schlafen fand, nein, eine Horde feierwütiger Mongolen erzählte, trank, rauchte und sang direkt vor unserer Zimmertür bis morgens zum Hellwerden. Kaum war mal eine Minute Ruhe, klopfte wieder jemand an der gegenüberliegenden Tür der zur Gruppe gehörenden Frauen, und schon ging es wieder los. Umso erstaunlicher, dass sich die Gruppe schon nach 3 Stunden wieder beim Frühstück versammelte und sich darüberhinaus als Ärzte und medizinisches Personal herausstellte.
Einer der Ärzte erzählte, dass nachmittags ein Flug nach Ulan Bator ginge, und so stiefelten Hartmut und ich los zur besagten Fluggesellschaft um die Ecke. Beim Umtausch in der Bank verweigerten die Angestellten die Annahme der Hälfte meiner fast neuen 20er US$-Scheine, dafür bekam ich dann ein ganzes Bündel an dreckigen und zerrissenen Tugrik-Scheinen, um das Ticket für rund 400 Euro damit zu bezahlen. Es kommt eben nur auf die Sichtweise an.
XChallenge geparkt
Es waren noch gut 3 Stunden bis zum Abflug, nun musste das Moped untergebracht werden. Ein Anruf bei Sibylle  im Oasis in UB ergab, sie kennen niemand, und am besten wäre es, den Moped-Transport nach UB zu begleiten. Keine Lösung, also verhandelten wir mit dem Hotel und einigten uns schließlich auf eine Stellgebühr von knapp 3 Euro am Tag. 100 US$ gab es als Anzahlung, dann parkte Hartmut das Moped in einer Ecke des Hofs, Baustellenzaun wurde drum herum gepackt, und die Reifen und 2 Packsäcke kamen in die Garage, zusammen mit den abgeschlagenen frischen Ziegenköpfen.  Die eine Tasche war flugs gepackt, und dann hieß es unten vor dem Hotel Abschied nehmen, ohne groß Zeit zu haben über etwas nachzudenken. Hartmut sah etwas bedrückt aus, ihm war wohl nicht ganz geheuer, dass er die restlichen 2 Tage Piste alleine überwinden musste. Ich selbst stand wegen der Schmerzen und der Schmerzmittel sowieso neben mir und wollte nur noch eins, möglichst schnell nach Hause.
Am Flugplatz angekommen, gab ich erst mal das Gepäck auf, und dann gab es eine Durchsage auf mongolisch, und alle gingen nach draußen unter die Bäume. Plötzlich fiel mir ein, dass mein 2000 Euro teures Tele-Objektiv fehlte und sich wahrscheinlich in einem der Packsäcke in der Garage befinden mußte. Auf meine Fragen sagte mir schließlich ein Mitarbeiter, wenn ich ganz schnell machen würde, könnte ich es noch schaffen zum Hotel und zurück. Also Taxi geschnappt, zum Hotel zurück, das Taxi nicht bezahlt und den Fahrer mit Händen und Füssen erklärt, dass er vor dem Hotel warten solle und ich in 5 Minuten wieder da wäre. Besagte 5 Minuten später, das Objektiv unterm Arm, war vom Taxi nichts mehr zu sehen. Na super, und der Flieger würde gleich starten. Kurzes Suchen, dann versuchte ich auf der Strasse, ein anderes Taxi zu erwischen, und was ein Glück, ich fand auch innerhalb 10 Minuten eines. Kaum war ich wieder am Airport, kam auch Taxifahrer Nr. 1 wieder mit einem englisch sprechenden Kumpel und wollte sein Geld haben. Auf die Frage, wo er denn gewesen sei, nur breites Grinsen, und der Kumpel meint, er sei in der Stadt herumgefahren. Mit den Jungs eine Organisation auf die Beine zu stellen, das stelle ich mir echt schwierig vor.
Der Flug nach UB in einer kleinen 4-strahligen Maschine war dann etwas eng, aber doch noch einmal mit schönen Blicken auf die Mongolei auf Grund des Fensterplatzes.
Khovd beim Start
Khar Nuur in der Nähe von Khovd
Wüste in der Mongolei
Meine Hoffnung auf einen direkten Rückflug von UB nach Deutschland am selben Abend erfüllte sich nicht, die Flüge gehen alle morgens wegen der Zeitverschiebung. Also musste ich mit dem Taxi wieder ins Oasis und teilte mit einem Engländer ein Ger.

Sonntag, 14. August 2011

schwarzer Tag

Darvi, 26.07.2011
Morgens schien die Welt noch in Ordnung. Ohne Frühstück packten wir unsere Motorräder bei strahlend blauem Himmel; heute wollten wir Khovh erreichen, falls ich Hartmut nicht doch noch zu einem Ausflug ins Altai-Gebirge überreden konnte. Während wir unser Gepäck sortierten, konnten wir sehen, mit welchem Wasser die Kanister über den beiden Waschbecken im Hotel gefüllt werden. Ein kleines Rinnsal, in das am Abend zuvor alle Männer ihre Notdurft verrichtet hatten, dient als "Frischwasser". Fotografieren sollte ich die Dame dabei nicht, aber im Internet sollten wir doch Reklame für das tolle Etablissement machen. Also, ganz ehrlich, das fällt mir dann doch schwer, zumal das Hotel im Bewußtsein mangelnder anderer Möglichkeiten denselben Preis nimmt wie das durchaus ansprechende Tulga Hotel in Altai.
Schöpfen von Wasser fürs Waschbecken
Wir waren froh, als wir Darvi den Rücken gekehrt hatten und wieder auf der Piste waren. Entlang des Altai-Gebirges fuhren wir durch schöne Landschaften immer Richtung Nord-West. Im nächsten Ort fanden wir ein schönes Cafe, wo wir uns erst mal den morgentlichen Wachmacher bestellten.

die ersten Saxaul-Bäume
endlich ein Cafe
Bestellen mit Bildern
schöne Mongolin
Gestärkt ging es weiter Richtung Khovd. Die Landschaft veränderte sich leicht, die ersten Saxaulbäume tauchten auf, und statt Jurten gab es plötzlich auch einige verstreute Steinhäuser. Die anfängliche Wellblechpiste verlor sich wieder in einzelne Fahrspuren, die mal besser und mal schlechter waren. Von Abstechern links und rechts wollten wir gar nichts mehr wissen, beide wollten wir nur noch in Khovd ankommen.
Warum ich dann irgendwann in einem Weichsandfeld die Kontrolle über mein Moped verlor, weiß ich bis heute nicht, hatten wir derartige Stellen doch schon öfters gemeistert. Mag es Unkonzentriertheit und Müdigkeit gewesen sein, mangelndes Fahrkönnen, bestimmt aber auch Überladung und schlechte Verteilung auf dem Moped, jedenfalls geriet ich mit samt dem Bike ins Schlingern bei weniger als 50 km/h, und zusammen mit dem Motorrad drehte ich mich dann mehrmals um die eigene Achse. Während am Moped nur die Spiegel abbrachen und das GPS samt Halterung demoliert wurde, war der Schaden bei mir wesentlich größer. Trümmerbruch im linken Schlüsselbein, Rippenfraktur der Rippen II, VII und VIII, und Prellungen am Oberkörper, insbesondere in der Herzgegend, wo ich unter der Jacke den Photo hängen hatte. All das stellte sich zwar erst nach und nach heraus, bedeutete aber für mich das Ende der Reise.
noch in Fahrt
nach dem Sturz
Offensichtlich war bei dem Sturz nicht nur mein Helm kaputt gegangen, sondern ich hatte auch eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Nach einem kurzen Blackout wußte ich jedenfalls nicht mehr, wo wir uns befanden, und Hartmut musste mir ständig aufs Neue eintrichtern, dass wir ziemlich weit weg in der Mongolei seien. Zum Glück waren wir zu zweit; Hartmut kümmerte sich erst mal um mich, dann um mein Moped. Zu guter Letzt hiefte er mich auf seinen Rentnerstuhl und organisierte ein Fahrzeug, dass Mensch und Maschine die 10 km  zurück in den letzten Ort Mankhan transportierte. Nach einigen Verhandlungen mit ein paar Polizisten kam dann schließlich ein neuer Transporter, der mich und das Bike für 300 US $ die restlichen 80 km nach Khovd schaffen wollte. Die Rücksitzbank wurde aufs Dach geschnallt, die XChallenge eingeladen, und ich durfte sogar zur Schonung meiner Verletzungen auf den Beifahrersitz. Angenehm waren die 80 km nach Khovd auf der Rüttelpise trotzdem nicht, bei jedem Schlagloch tat alles weh. Hartmut fuhr die 3 Stunden mit seiner BMW 800 hinterher und mußte dabei so manche Wasserdurchfahrt machen. Schade, dass ich wegen des Schlüsselbeins keine Fotos davon machen konnte. In Khovd stiegen wir in einem Hotel ab, hüpften kurz unter die kalte Dusche und gingen dann die paar Schritte zum Hospital. Jegliche Hoffnung auf Weiterfahrt wurde durch den Arzt dann abgewürgt. Schlüsselbeinbruch, ich bekam einen Rucksackverband und sollte mich in Deutschland möglichst rasch operieren lassen. Der Schock kam erst nach einer Weile so richtig raus, das war wirklich das Ende der Reise für mich. Nur 2 Tage vor dem russischen Asphalt, gerade mal 10 Tage nach Reisebeginn, das war schon bitter! Keine Ländergrenze hielt mich auf, ein blöder Sturz und seine Folgen und letztlich eigenes Unvermögen waren eine Grenze, die ich ohne gesundheitlich Folgen nicht mehr überschreiten konnte.

ohne Bezahlung läuft auch in der Mongolei nichts
meine XC  im Transporter
alternative Flussdurchquerung
beim nächsten Mal fuhr Hartmut dann ohne fremde Hilfe durch
Schlüsselbein gebrochen

Freitag, 12. August 2011

Schlammorgie

Altai, 25.07.2011
Die Franzosen sind schon weg, als wir frühmorgens unsere Bikes bepacken. Zunächst fahren wir zum Einkaufen und dann zur Post, wo wir ein akzeptables Internet finden und endlich mal unsere Blogs auf den neuesten Stand bringen können. Einer sitzt vor dem PC, der andere passt auf die Mopeds auf. Zeit, sich mal die Menschen in Altai näher anzusehen.
Einkaufsladen in Altai

ein freundlicher älterer Herr
Bauarbeiter
... und so etwas auf dem Land !
wir haben auch Motorräder ....
freundliche Bedienung im ...
Internetshop
ein paar Cent Bezahlung, auch wenn es nach mehr aussieht
Inzwischen ist es schon Mittag geworden, und draußen fegt ein Sandsturm durch den Ort. Wir gehen erst mal eine warme Suppe essen, und dann geht es los. Schon am Flughafen in Altai müssen wir die Regenanzüge anziehen, die Temperatur sinkt teilweise auf 6°C. Immerhin liegt Altai auf 2200 m Höhe, aber wie immer in der Mongolei wird es schon bald heller und die Sonne kommt mal wieder heraus. Um noch ein paar Kilometer zu schaffen, fahren wir die "Hauptstrasse", eine üble Wellblechpiste. Durch den vielen Regen ist die Tiefe der vielen Schlaglöcher nicht zu bestimmen, Schlangenlinienfahren ist angesagt. Dennoch kommen wir ganz gut vorwärts.

Kamele im Altai
Wellblech in Gewitterstimmung
Linker Hand zieht sich das Altai-Gebirge, auf dessen Gipfeln schon Schnee liegt. Die letzten 50 km vor Darvi fahren wir in einer feuchten Senke, die Wellblechpiste verliert sich in feinste Spuren, die immer wieder im Sumpf enden. Wir müssen das Tempo drastisch reduzieren, oft heißt es "einfach durchfahren durch den Matsch". Den Foto habe ich längst sicher verpackt, und alle paar Minuten muss ich das Visier abwischen, um überhaupt noch etwas zu sehen. Dann endlich, ein Antennenmast und Häuser in der Ferne, das muss Darvi sein. Die letzten Kilometer noch einmal über schlüpfrige Strasse , und dann fragen wir ein paar Jugendliche nach Übernachtungsmöglichkeiten im Ort. Tatsächlich gibt es eine Art Hotel, allerdings ohne Toiletten und ohne fließend Wasser. Stattdessen 2 kleine Waschbecken im Flur mit darüber aufgehängten Kanistern, um sich wenigstens die Hände zu waschen.  Zum Pinkeln geht man einfach vor die Hütte, und alles andere ? Ich habe keine Ahnung, wie die Mongolen das machen, ich hatte zum Glück seit diesem Moment Verstopfung, die bis Deutschland anhielt.
Das Essen bestellen wir mit Hartmut's tollem bebilderten Russisch-Buch, es wird frisch eingekauft und zubereitet und schmeckt köstlich. Das Bier ist kalt, was will man mehr. Hätte ich da gewusst, was am nächsten Tag passieren würde, dann hätte ich meine letzte unbeschwerte Nacht im Bett vielleicht noch mehr genossen. Da sich kein Fenster öffnen liess, drehten wir kurz vor dem Schlafen noch eine Runde im Ort. Wir hatten trotz der späten Abreise doch noch 236 km geschafft und waren froh, uns keinen Zeltplatz suchen zu müssen, auch wenn die Regenschauer sich inzwischen verzogen hatten. Die vielen Stechmücken vertrieben uns ziemlich bald wieder ins Zimmer.

eingesaut
das einzige Wasser 
Gaststube
unser Hotel in der Dämmerung
Darvi

Montag, 25. Juli 2011

Altai


irgendwo, 24.07.2011
wunderbare Piste
schwierige Passage

Morgens um 7 Uhr wird es im Zelt unerträglich heiß, es gibt Kaffee und wir packen alles zusammen. Die Piste ist wieder schwierig, viele Sandpassagen. Damit ich die beiden Packsäcke nicht ständig im Rücken habe, habe ich sie diesmal ganz nach hinten geschoben und festgezurrt mit dem Ergebnis, dass der Ortlieb-Packsack durch die heißen Auspuffgase ankokelt. 2 T-Shirts sind von innen mit dem Plastik  verbacken, die kann ich wegwerfen. Auf halben Weg muss ich wieder alles umräumen, was schon mal eine halbe Stunde dauert. Hartmut ist froh, als wir nach 100 km eine schnelle Piste finden, müssen uns diese aber mit einigen LKWs und Autos teilen. Ich wäre lieber die langsameren, aber einsameren Wege gefahren, zumal auf der "Schnellstrasse" ein wahnsinniger Staub alles einsaut.
Gepäck neu sortieren im LKW-Staub
was macht der Mann auf dem Mond ?
Kamele
Adler
Neben einem Adler sehen wir viele Kamele. Unterwegs bemerke ich dann, dass meine Hinterradbremse nicht mehr geht. Kurz vor Altai treffen wir 2 Bayern auf dicken BMWs mit 42 l-Tank, die die Gegenrichtung fahren. Kurzer Plausch, und wir erfahren, dass der Grenzübergang nach Russland am Wochenende geschlossen ist.Das bedeutet, wir müssten ein höllisches Tempo vorlegen und alle Nebenrouten vermeiden, wenn wir noch vor dem Wochenende an der Grenze durchwollen. Eigentlich keine gute Voraussetzung für die schwierigen Pisten und das Erlebnis Urlaub in der Mongolei.
Ein paar Kilometer weiter finden wir mit dem Tulga Hotel eine komfortable Unterkunft in Altai. 164 km waren es heute, etwa die Hälfte der Mongolei haben wir durchquert, nur meine Hinterradbremse ist defekt, sonst ist alles ok. Die Überprüfung ergab, dass es wohl der Hauptbremszylinder ist, der kaputt ist. Er baut einfach keinen Druck mehr auf. Muss jetzt erst mal bis Almaty mit der vorderen Bremse halten, dann hoffe ich, dass Helmut mir ein Ersatzteil mitbringen kann. Im Tulga Hotel sind auch ein paar Franzosen untergekommen, die in 2 Geländewagen von Seoul zurück nach Frankreich fahren, und zwar alle paar Wochen mit wechselnder Besatzung. Sie waren wohl abseits der Hauptstrassen unterwegs, was so schwierig gewesen sein soll, dass sie irgendwann umgekehrt sind.
2 Bayern in der Mongolei
Traveller vor dem Tulga Hotel in Altai
unser Gepäck - teilweise
Mit Mühe finden wir ein Restaurant, es ist Sonntag. Nach dem Essen gehen wir etwas einkaufen. Beim Verlassen des Ladens macht uns ein offenbar bekiffter oder besoffener Mongole an. Shake Hands genügt ihm nicht, und plötzlich hat er ein Messer in der Hand. Zum Glück hupt ein Mongole aus dem Auto, und der Typ läßt uns gehen. Im Internet-Laden sitzen 15 aggressive Kids bei Ballerspielen, Hartmut gelingt es zwar, einen Platz zu bekommen, aber es läuft so gut wie nichts mit Internet. Wir probieren es morgen früh noch einmal bei der Post. Ein paar Franzosen auf dem Weg von Seoul nach Frankreich, die im selben Hotel übernachten, machen mit ihren Autos eine Barriere um unsere Mopeds, damit nichts geklaut wird.