Sonntag, 14. August 2011

schwarzer Tag

Darvi, 26.07.2011
Morgens schien die Welt noch in Ordnung. Ohne Frühstück packten wir unsere Motorräder bei strahlend blauem Himmel; heute wollten wir Khovh erreichen, falls ich Hartmut nicht doch noch zu einem Ausflug ins Altai-Gebirge überreden konnte. Während wir unser Gepäck sortierten, konnten wir sehen, mit welchem Wasser die Kanister über den beiden Waschbecken im Hotel gefüllt werden. Ein kleines Rinnsal, in das am Abend zuvor alle Männer ihre Notdurft verrichtet hatten, dient als "Frischwasser". Fotografieren sollte ich die Dame dabei nicht, aber im Internet sollten wir doch Reklame für das tolle Etablissement machen. Also, ganz ehrlich, das fällt mir dann doch schwer, zumal das Hotel im Bewußtsein mangelnder anderer Möglichkeiten denselben Preis nimmt wie das durchaus ansprechende Tulga Hotel in Altai.
Schöpfen von Wasser fürs Waschbecken
Wir waren froh, als wir Darvi den Rücken gekehrt hatten und wieder auf der Piste waren. Entlang des Altai-Gebirges fuhren wir durch schöne Landschaften immer Richtung Nord-West. Im nächsten Ort fanden wir ein schönes Cafe, wo wir uns erst mal den morgentlichen Wachmacher bestellten.

die ersten Saxaul-Bäume
endlich ein Cafe
Bestellen mit Bildern
schöne Mongolin
Gestärkt ging es weiter Richtung Khovd. Die Landschaft veränderte sich leicht, die ersten Saxaulbäume tauchten auf, und statt Jurten gab es plötzlich auch einige verstreute Steinhäuser. Die anfängliche Wellblechpiste verlor sich wieder in einzelne Fahrspuren, die mal besser und mal schlechter waren. Von Abstechern links und rechts wollten wir gar nichts mehr wissen, beide wollten wir nur noch in Khovd ankommen.
Warum ich dann irgendwann in einem Weichsandfeld die Kontrolle über mein Moped verlor, weiß ich bis heute nicht, hatten wir derartige Stellen doch schon öfters gemeistert. Mag es Unkonzentriertheit und Müdigkeit gewesen sein, mangelndes Fahrkönnen, bestimmt aber auch Überladung und schlechte Verteilung auf dem Moped, jedenfalls geriet ich mit samt dem Bike ins Schlingern bei weniger als 50 km/h, und zusammen mit dem Motorrad drehte ich mich dann mehrmals um die eigene Achse. Während am Moped nur die Spiegel abbrachen und das GPS samt Halterung demoliert wurde, war der Schaden bei mir wesentlich größer. Trümmerbruch im linken Schlüsselbein, Rippenfraktur der Rippen II, VII und VIII, und Prellungen am Oberkörper, insbesondere in der Herzgegend, wo ich unter der Jacke den Photo hängen hatte. All das stellte sich zwar erst nach und nach heraus, bedeutete aber für mich das Ende der Reise.
noch in Fahrt
nach dem Sturz
Offensichtlich war bei dem Sturz nicht nur mein Helm kaputt gegangen, sondern ich hatte auch eine leichte Gehirnerschütterung davongetragen. Nach einem kurzen Blackout wußte ich jedenfalls nicht mehr, wo wir uns befanden, und Hartmut musste mir ständig aufs Neue eintrichtern, dass wir ziemlich weit weg in der Mongolei seien. Zum Glück waren wir zu zweit; Hartmut kümmerte sich erst mal um mich, dann um mein Moped. Zu guter Letzt hiefte er mich auf seinen Rentnerstuhl und organisierte ein Fahrzeug, dass Mensch und Maschine die 10 km  zurück in den letzten Ort Mankhan transportierte. Nach einigen Verhandlungen mit ein paar Polizisten kam dann schließlich ein neuer Transporter, der mich und das Bike für 300 US $ die restlichen 80 km nach Khovd schaffen wollte. Die Rücksitzbank wurde aufs Dach geschnallt, die XChallenge eingeladen, und ich durfte sogar zur Schonung meiner Verletzungen auf den Beifahrersitz. Angenehm waren die 80 km nach Khovd auf der Rüttelpise trotzdem nicht, bei jedem Schlagloch tat alles weh. Hartmut fuhr die 3 Stunden mit seiner BMW 800 hinterher und mußte dabei so manche Wasserdurchfahrt machen. Schade, dass ich wegen des Schlüsselbeins keine Fotos davon machen konnte. In Khovd stiegen wir in einem Hotel ab, hüpften kurz unter die kalte Dusche und gingen dann die paar Schritte zum Hospital. Jegliche Hoffnung auf Weiterfahrt wurde durch den Arzt dann abgewürgt. Schlüsselbeinbruch, ich bekam einen Rucksackverband und sollte mich in Deutschland möglichst rasch operieren lassen. Der Schock kam erst nach einer Weile so richtig raus, das war wirklich das Ende der Reise für mich. Nur 2 Tage vor dem russischen Asphalt, gerade mal 10 Tage nach Reisebeginn, das war schon bitter! Keine Ländergrenze hielt mich auf, ein blöder Sturz und seine Folgen und letztlich eigenes Unvermögen waren eine Grenze, die ich ohne gesundheitlich Folgen nicht mehr überschreiten konnte.

ohne Bezahlung läuft auch in der Mongolei nichts
meine XC  im Transporter
alternative Flussdurchquerung
beim nächsten Mal fuhr Hartmut dann ohne fremde Hilfe durch
Schlüsselbein gebrochen

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